Wir erleben täglich 3-½ Dimensionen. Länge, Breite und Höhe.
Die halbe Dimension ist für die Zeit reserviert. Halb, weil sie für uns nur in eine Richtung begehbar ist (und wir sie begehen müssen).
Gibt es weitere Dimensionen?
Einige Gedanken über ganz normale Fotografie.
Ein erstes Bild...
Gebrauchsanleitung der Kamera sorgfältig durchlesen,
Kamera fest in den Händen halten,
genug Licht oder Blitzlicht und eine möglichst kurze Belichtungszeit einstellen.
► Abdrücken.
So wird das Werk «ausserordentlich» gut…
Aber...
Warum soll ich Fotos machen, die eine tausendstel Sekunde aus dem Leben einer Person erzählen?
Da gibt es doch erweiterte Möglichkeiten, oder etwa nicht?
Ein zweites Bild...
Hier ein Versuch: Ich will die Zeit im Bild. Sie soll auch zum wesentlichen Bestandteil werden.
► Also los!
Es sind zehn Sekunden aus meinem Leben. Das Bild zeigt eine Begegnung mit mir selbst.
Das ist zehntausendmal mehr als beim ersten Bild!
Und es ist immer noch eine ganz normale Fotografie.
Beide Fotografien kommen so aus der Kamera wie sie hier zu sehen sind.
Eine bildmässige Bearbeitung mit Photoshop oder ähnlichen Programmen gibt es nicht.
Es ist auch keine künstliche Intelligenz dabei.
Die eigene reichte völlig.
Einzig die Lichtgestaltung habe ich beim zweiten Bildes verändert: Dauerlicht und mehrfaches Blitzlicht. Das ist alles.
Oft höre ich, dass man das mit Film oder Video auch viel einfacher machen könnte.
Mit Video kann man vieles. Aber genau dasjenige eben nicht. In der Kamera werden pro Sekunde 25, 50 oder mehr einzelne Bilder gemacht, die dann nacheinander abgespielt werden. In den 10 Sekunden daher beispielsweise 500 einzelne Bilder. Es würden also 500 Bilder aus dem Leben einer Person gezeigt und nicht ein einziges!
Bewegungsunschärfe: Fehlanzeige.
Ich liebe Fotografien mit Bewegungsunschärfe. Dadurch entsteht eine massiv gesteigerte Dynamik. Die Zeit als vierte Dimension hilft dabei wesentlich. Es wäre schade, sie einfach zu ignorieren.
Die Zeit als Dimension im Bild faszinierte mich in meinem ganzen fotografischen Leben. Viele Bilder sind so entstanden. In früheren Jahren analog und nun digital.
Hier ein kleiner Überblick. Abgesehen von kleinen Retouchen kommen alle Bilder so aus der Kamera, wie sie hier zu sehen sind. Es sind auch nicht Mehrfachbelichtungen.
Während der Corona-Zeit war eine direkte Begegnung sehr erschwert. Mit meiner Fotografietechnik war es etwas einfacher.
Mit Licht und Bewegung auch vor der Kamera experimentiere ich intensiv, besonders mit LED's seit 2012. Hier half die Langzeitbelichtung besonders gut.
Frühe Arbeiten aus den Jahren 1980 bis 2000, analoge Fotografie, teils mit Blitzlicht.
