Mein Grossvater, geboren 1889 in Frutigen, war Arzt. Nach seinem Studium, dem schweizerischen Staatsexamen
und etwas später zusätzlich dem Staatsexamen in Amsterdam in holländischer Sprache,
zog es ihn mit seiner Frau in die weite Welt hinaus. Das war im Januar 1918.
Er wollte als Spezialarzt für Tropenkrankheiten nach Sumatra, um dort ein Spital aufzubauen.
Der Weg dorthin war nicht gerade einfach, denn es herrschte noch der erste Weltkrieg.
Ihre Reise mit ihrem einjährigen Sohn Hans war gelinde gesagt unvorstellbar schwierig,
denn ein direkter Weg war unmöglich, da der Suezkanal kriegsbedingt gesperrt war.
Ihre Reise ging zuerst nach Spanien. Da waren sechs Wochen warten auf das Schiff nach Amerika angesagt.
Dann gings los. Aber nach kurzer Fahrt wurde das Schiff von einem deutschem Kriegsschiff angehalten.
Von versenken war die Rede! Mit allem Drum und Dran!
Nur mein Grossvater und der zweite Schweizer an Bord, Gottlieb Duttweiler,
waren die einzig deutschsprechenden Personen. Nach intensiven Verhandlungen konnte das Schiff
wieder nach Spanien zurückkehren.
Nach einigen Wochen abwarten auf ein anderes Schiff gelang der zweite Versuch.
Die Überfahrt nach New York war erfolgreich.
Danach gings quer durch die USA und nochmals auf ein Schiff nach Sumatra, nach Medan.
In der Provinz
Asahan Regency
(Nord-Sumatra) baute mein Grossvater das Spital in Negaga auf.
Die Familie wuchs, der kleine Hans erhielt eine Schwester: Verena, meine Mutter.
Sie wurde dort 1920 als erstes Kind geboren.
Vier weitere folgten: Theodora, Maria, Elisabeth und Otto (genannt Dodo, Mia, Eli und Otti).
Meine Mutter erzählte viel von ihrer Kindheit, denn die Umgebung war «leicht» anders als das,
was wir hier normalerweise haben.
Da war beispielsweise die Schlange im Hühnerstall, die den Ausgang ihres Bruders versperrte oder der Hund,
der vom Tiger gefressen wurde.
Mein Interesse war geweckt!
Wenn man schon mal in der «Gegend» ist, wäre doch ein Augenschein angebracht!
Meine Mutter zeichnete mir einen Plan mit einigen Ortsangaben, dies nach über 50 Jahren aus ihrem Kopf heraus.
Schliesslich gab es Google-Maps gab es damals noch nicht. Selbst heute ist Negaga noch nicht zu finden.
Aber ich habe es geschafft! Stundenlange Fahrt per Bus entlang von vielen Palmölplantagen,
rumfragen, meinen Plan zeigen…
Das war 1982.
Von der Dampflokomotive hatte mir die Mutter viel erzählt. Auf Indonesisch heisst sie «Kereta Api»,
was gemäss meiner Mutter zurückübersetzt «Feuerross» heisst. Richtiger wäre Feuerzug.
Dies war ein direkter Hinweis, dass ich mich in etwa am rechten Ort befand.
Ich fand das Spital und wurde dort herzlichst begrüsst. Einige Fotos von meinem Abstecher sind hier zu sehen.
Bei einem Klick auf ein Bild sind noch weitere Fotos zu sehen.