Peter Andres · Retrospektive

Kapitel 8

Es werde Licht! – Spiel mit Licht

Portrait-Fotografie ist die klassische Arbeit für Fotografinnen und Fotografen. Alle bemühen sich in dieser Disziplin. Ich auch. Der Erfolg sind meist hervorragende statische Bilder, geeignet zur Archivierung für die (fast) Ewigkeit.

Aber, warum einfach nur ein Fotomodell hinstellen, an der Beleuchtung etwas herumschrauben und herumschieben, dann an der Kamera abdrücken? Die Fotomodelle können doch auch etwas tun…

Lichtspiele?

Licht selbst formen, die Freiheit mit und in Licht! Die neueste Mode als Licht? Wie sehen Kleider aus Licht aus? «Light Fashion»?
LICHTER ― Es gibt nichts Faszinierenderes als das Spiel mit Licht!

Auf, ran an die Experimente!

Meine klassische Portrait-Fotografie hat dabei «etwas» gelitten. Aber nur leicht. Und mangels genügend Personal konnte ich mich nicht nur hinter der Kamera ausruhen, sondern musste auch etwa mal davor. Experimente haben eben auch gewisse Nebenwirkungen.

Es werde Licht!

Es war am Anfang der Zehnerjahre. In einem Elektronikshop fand ich auf einem Band aufgereihte Lämpchen. Heute nennt man sie LED-Stripes. Damals waren sie kaum zu finden und noch völlig unbekannt.

Also, was macht man mit diesen Lämpchen? Das Experiment begann. Es entstand die neueste Mode, Licht als Kleid: «Light Fashion».

Die ersten Bilder im Slide-Video sind mit meiner AURAMA-Technik und eben den LED-Stripes gemacht. Gegen Ende sind es normale Langzeitbelichtungen im Studio, teilweise auch mit zusätzlichem Blitzlicht.

Photo Performance

LED-Licht ausser Haus? In der Wildnis der fotografischen Neuentdeckungen?

Ja, klar! Alte verlotterte Gebäude und Fabriken, besser bekannt als Abandoned Places, eignen sich ausserordentlich gut als fotografisches Experimentierfeld.


Eine frühe Photo Performance, entstanden im Sommer 2012.

Und es gibt noch viel mehr!

Lichtmalerei

Für Foto- und Videografen ist Licht das zentrale Element. Ohne Licht gibt's nichts, keine Bilder, keine Videos, nur schwarz!

Licht eröffnet ungeahnte Möglichkeiten: Bildgestaltung, Bildmodulation, Verfremdungen und noch viel mehr. Die Gestaltungsmöglichkeiten mit Licht sind nahezu unbeschränkt.

Licht und die Vergänglichkeit? Und das in der Vergangenheit geweihter Umgebung? Licht-Graffitis?

Ja! Zudem haben sie den normalen, uns wohl bekannten Graffitis einiges voraus, denn sie dauern nur einen Augenblick und sind frei von nachhaltigen Beeinträchtigungen. Also los!

Urbex enlightened

Moduliertes Licht in genialer, unkonventioneller Umgebung, als Zusammenspiel mit anderen Menschen. Und das ohne störende Elemente wie Kleider, dafür mit voller Konzentration auf Begegnung und Bewegung.

Es ist eine wundervolle Erfahrung mit Licht frei zu spielen!

Das Zusammenspiel

Die Kontraste in den Bildern könnten nicht grösser sein!

Da ist einerseits das Licht gegenüber der Dunkelheit der Umgebung, andrerseits die Nacktheit und Beweglichkeit der Körper gegenüber der Starrheit und Härte der verrosteten Maschinen.

Eines jedoch bleibt: die Vergänglichkeit unserer Körper und die der Gebäude und Maschinen.

Hier sind weitere Lichtmalereien als Slide-Show zu sehen. Das Video ist eine Zusammenstellung von sechs einzelnen Videos. Es zeigt Bilder aus sechs Foto- und Videosessions aus den Jahren 2016 bis 2018. Einzig Extended Fashion ist im Atelier 2019 entstanden.

Details hier

Über die LED-Sticks

Ich werde oft gefragt, wie ich diese Bilder mache, welche Technik ich dazu benutze. Es ist eigentlich ganz einfach. Man nimmt etwas das leuchtet, schwingt es durch die Luft und fotografiert. Allerdings mit einer Langzeitbelichtung, etwa fünf bis zehn Sekunden. Das ist alles.

Die ersten LED-Stripes fand ich am Anfang der Zehnerjahre in einem Elektronikshop. Auf eine Schiene aufgeklebt, mit langem Kabel angelötet und einem Batteriekasten am andern Ende des Kabels. So sah war mein Einstieg in die Verwendung der LED-Technologie aus. Es war noch suboptimal, denn die Kabel störten und waren trotz Bewegung während der Aufnahme auf dem Bild sichtbar.

Die nächste Generation meiner LED-Sticks hatten die Batterien in den Sticks integriert. Fix-fertig zu kaufen gab es damals nichts. Daher ist jeder Stick ein selbst gebautes Unikat. Der Bau war nicht gerade einfach, denn die Batterien müssen auch mal geladen werden. Normale Batterien waren auch ungeeignet, denn die hatten nur 1.5 Volt. Die LED’s brauchten aber 12 Volt. Die neuen Lithium-Ionen-Batterien waren die Lösung. Solche werden heute in fast allen tragbaren elektronischen Geräten eingebaut. Der Umgang mit diesen Batterien ist aber nicht so einfach wie mit herkömmlichen Batterien.

In die dritte Generation der LED-Sticks habe ich auch noch fernsteuerbare Elektronik zur Farb- und Helligkeitswahl der LED’s eingebaut. Die vierte Generation wurde dann noch etwas kompakter.

Eine fünfte Generation ist nicht vorgesehen, da heute solche Sticks fix-fertig zu kaufen sind. Die sind dann auch noch programmierbar, etwa um Texte mit Licht zu schreiben. Ich finde das aber weniger interessant und für meine Art der Fotografie weniger hilfreich.



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Bild: Author Peter Andres